Vom 8. bis 13. März fand in Seattle, Washington, USA, das ICANN82 Community Forum der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) statt. Beim ersten öffentlichen ICANN-Meeting des Jahres kamen über 1.800 Teilnehmer in 174 Sessions zusammen, um in verschiedenen Arbeitsgruppen wichtige Themen für die weltweite Internet-Community zu diskutieren und voranzubringen.

Um Einfluss auf diese Prozesse zu nehmen, war LEMARIT wie gewohnt mit einem dreiköpfigen Team dabei und wurde vor Ort von Martin Kuechenthal (CEO und Gründer) sowie virtuell von Zornitsa Kuechenthal (Senior Project Lead, dotBRAND) und Dan Trampedach (COO) vertreten.

Während ICANN82 fanden wichtige Debatten über die nächste Runde generischer Top-Level Domains (gTLDs) statt. Die „The SubPro IRT Working Group“ befasste sich mit mehreren Themen, darunter Aktualisierungen des Registry Agreement (RA), Sicherheits- und Stabilitätsmaßnahmen, internationalisierte Domainnamen (IDNs) und vieles mehr.

Hintergrund

Der Begriff neue gTLDs (Generic Top-Level Domains) bezieht sich auf die Erweiterung des Domain Name Systems (DNS) um neue Domainendungen, die über die traditionellen gTLDs wie .com, .org und .net hinausgehen. Diese neuen gTLDs wurden von der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) ab 2012 im Rahmen eines Programms zur Förderung der Vielfalt der im Internet verfügbaren Domainendungen eingeführt. Nach dem erfolgreichen Abschluss der ersten Runde neuer gTLDs im Jahr 2012 bereitet sich die ICANN aktiv auf die nächste Runde neuer generischer Top-Level Domains (gTLDs) vor. Das Bewerbungsfenster für diese Runde wird voraussichtlich im April 2026 geöffnet.


String Similarity und Entwicklungen bei IDNs

ICANN bekräftigte, dass bei der Überprüfung der „String Similarity“ visuelle, klangliche und bedeutungsbasierte Ähnlichkeiten berücksichtigt werden. Ob Singular- und Pluralversionen desselben Wortes in derselben Sprache als ähnlich angesehen werden, liegt im Ermessen des Evaluierungspanels. Darüber hinaus werden geblockte Namen (die nicht zur Registrierung verfügbar sind) und reservierte Namen (die für bestimmte Entitäten reserviert sind) nicht auf Ähnlichkeiten überprüft.

Was internationalisierte Domainnamen (IDNs) betrifft, wurde die Diskussion über einstellige Domains in Han-Schrift zur weiteren Entscheidung an den „GNSO Council“ zurückverwiesen. Es bestehen Bedenken, dass mehrere Han-Zeichen kombiniert werden könnten, um eine einstellige Schrift nachzuahmen, was zu Verwirrung führen könnte. Es wird derzeit über einen Vorschlag diskutiert, solche Fälle auf eine Sperrliste zu setzen. In der Zwischenzeit hat ICANN bestätigt, dass einstellige Domains in Han-Schrift bis zu einer endgültigen Entscheidung nicht zur Registrierung zugelassen werden.


Bewerbungs- und Prüfstatus

Das „Applicant Support Program“ (ASP) hat Fortschritte gemacht; 18 Anträge wurden verfasst, 15 wurden initiiert und zwei wurden eingereicht.

Ebenso wurden im Rahmen des „Registry Service Provider (RSP) Program“ 21 Anträge ausgearbeitet, sieben eingereicht und sechs vollständig genehmigt. ICANN geht davon aus, dass die Genehmigung von RSPs das öffentliche Bewusstsein für das Programm weiter schärfen wird.


Public Comments und nächste Schritte

Die „SubPro IRT Working Group“ hat im April mit der Überprüfung der vierten Runde öffentlicher Kommentare begonnen. Ein wichtiger Diskussionspunkt war die Aktualisierung der Formulierungen für Bedenken hinsichtlich Namenskollisionen, bei denen ICANN nun auf der Grundlage von Berichten Empfehlungen ausarbeiten und diese den Registry-Betreibern zur Verfügung stellen wird, die jede Entscheidung, nicht zu handeln, begründen müssen. Darüber hinaus könnten frühere Klauseln zum Thema „schwerer Schaden“ wieder in die Vereinbarung aufgenommen werden.

Ein weiterer Diskussionspunkt waren betrügerische Praktiken, wobei die Befürchtung geäußert wurde, dass ICANN in solchen Fällen nicht als Richtinstanz fungieren sollte. Stattdessen sollte die Verantwortung für die Feststellung betrügerischen Verhaltens bei Gerichten oder Dritten liegen.


Outreach und zukünftiges Engagement

ICANN baut seine Outreach-Bemühungen insbesondere in unterversorgten Regionen durch monatliche Updates und gezielte Engagement-Strategien weiter aus. Bis Februar wurden 39 Outreach-Veranstaltungen durchgeführt, weitere Veranstaltungen sind bis Mai geplant. Außerdem wird eine globale Aufklärungskampagne entwickelt, die sich auf die Verdeutlichung des Zwecks von gTLDs, regionales Engagement und die Verbesserung des öffentlichen Verständnisses des Programms konzentriert.

ICANN setzt auf technologische Innovationen und plant, künstliche Intelligenz (KI) und Crowdsourcing zur Übersetzung neuer gTLD-Programmmaterialien einzusetzen. Dieser Ansatz zielt darauf ab, offizielle Dokumente effizient in Sprachen bereitzustellen, die bisher nicht unterstützt wurden, und so ein breiteres Publikum zu erreichen.

Um Sprachbarrieren zu überwinden, verbessert ICANN die Möglichkeiten zur Übersetzung von Informationsmaterialien. Eine neue Plattform ist in Entwicklung, um übersetzte Inhalte in 12 weiteren Sprachen bereitzustellen, darunter Bengali, Hindi, Polnisch und Koreanisch.

Um eine weltweite Teilhabe zu gewährleisten, hat ICANN eine neue Website für das „New gTLD Program“ eingerichtet. Diese Plattform dient als umfassende Quelle für aktuelle, bisherige und zukünftige Programmdetails, einschließlich Informationen zum Evaluierungsprogramm für „Registry Service Provider“ (RSP) und zum „Applicant Support Program“ (ASP). Der Großteil der Inhalte ist in sechs UN-Sprachen verfügbar, was einem breiteren Publikum den Zugang erleichtert.


Ausblick

Da sich die nächsten Schritte von ICANN auf die Bewertung öffentlicher Kommentare und die Überarbeitung der Formulierung der Richtlinien konzentrieren, rückt die zweite Runde der gTLDs in greifbare Nähe. Zukünftige Updates werden sich mit der Überarbeitung von Vertragsprozessen, der Überprüfung von Singular-/Pluralnamen und der Entwicklung spezieller Instrumente zur Bewältigung potenzieller Konflikte befassen.